Wettbewerb Stapfel

Quartiersentwicklung Stapfel l Balingen

Am Mittwoch, 24. Mai 2023 fand das Preisgericht für den städtebaulichen Wettbewerb „Quartiersentwicklung Stapfel“ in Balingen statt. Zehn Stadtplanungs- und Architekturbüros haben, zum Teil in Zusammenarbeit mit Landschaftsplanungsbüros, städtebauliche Entwürfe für ein neues, innenstadtnahes Wohngebiet im Gewann Stapfel entlang der Hirschbergstraße in Richtung Heselwangen eingereicht.

Wettbewerb Stapfel

In der Kernstadt Balingen besteht nach wie vor ein großer Wohnungsbedarf. Mit dem geplanten Baugebiet „Stapfel“ soll, zeitlich nach „Urtelen“, diesem Bedarf der Bürgerinnen und Bürger entsprochen werden. Das neue Quartier wird für die nächsten Jahre das wesentliche Neubaugebiet mit einer Mischung von verdichtetem Wohnen und Einfamilienhäusern in der Kernstadt sein. Durch seine Nähe zu Kindergärten, Schulen und Einkaufsmöglichkeiten aber auch durch seine landschaftliche Lage hat es das Potential, ein attraktives Wohngebiet zu werden.

Nutzungen, Wohnungsbau und Haustypologien

Die Entwurfsaufgabe war komplex. Es sollte ein Wohnquartier am Übergang zwischen Landschaftsraum und Siedlungsgebiet entwickelt werden, welches Wohnangebote und Wohnformen generationenübergreifend für verschiedenste Familien- oder Bewohnerkonstellationen bietet. Gefordert war eine Mischung für unterschiedliche Lebensphasen und unterschiedliche Einkommensgruppen. Mit einem Mix verschiedenster Wohnungstypologien sollte auf unterschiedliche Wohnbedürfnisse reagiert werden, beispielsweise: Verdichtete Einfamilienhäuser, Geschoßwohnungsbauten, Ketten- und Atriumhäuser. Dabei sollen innovative, attraktive Nutzungskonzepte und Wohnungsgrundrisse Flexibilität für unterschiedlichste Familienkonstellationen und Nutzergemeinschaften und insbesondere für Senioren gewährleisten.Ziel war auch, eine soziale Mischung im Quartier zu erreichen und eine ausgewogene Mischung von Miet- und Eigentumswohnen aufzuzeigen, wobei neben Bauträgern auch Grundstücke für Baugemeinschaften oder Konzeptvergaben vorzusehen sind. 15-30 % der Nettobaufläche sollten für eine freistehende Einfamilienhausbebauung vorgesehen werden. Mindestens 26 Bauplätze für freistehenden Einfamilienhäuser, zu denen die Stadt Balingen auf Grund des Umlegungsverfahrens rechtlich verpflichtet ist waren vorzusehen.Die Stadt Balingen legt Wert auf einen sparsamen Umgang mit Grund und Boden und wünscht im Bereich der freistehenden Einfamilienhausgrundstücke eine gewisse Kompaktheit. Entsprechend den Vorgaben des Regionalverbades soll eine Dicht von mind. (80 Einwohner pro Hektar) erreicht werden. Für einen Anteil der Wohnungen sollte im weiteren Verfahren mietpreisgebundener Wohnraum im Geschosswohnungsbau möglich sein. Gemeinschaftlich nutzbare Räumlichkeiten, eine Kindertagesstätte sowie die Möglichkeit ein Senioren-/ Pflegeheim sollen integrierbar sein.

Verkehr und Mobilitätskonzepte

Im zukünftigen Quartier sollte es eine gute Fuß- und Radwegverbindung in Nord-Süd-Richtung und in die Kernstadt geben. Die wohnungsbezogenen Fahrradstellplätze nach LBO sollten wettergeschützt, leicht erreichbar und gut zugänglich sein.Die Nutzung alternativer Mobilitätsformen und die kleinräumige Vernetzung mit der Umgebung sollte attraktiv gestaltet werden. Nur so kann alternative, individuelle Mobilität zukünftig zu einer stärkeren Bedeutung gegenüber dem motorisierten Individualverkehr kommen.Im Quartier sind für alle Wohnformen maximal 1,5 Stellplätze pro Wohneinheit vorzusehen. Ergänzende und alternative Mobilitätsangebote (z.B. Sharing-Angebote) waren erwünscht. Garagen können als gemeinschaftliche Anlagen geplant werden. Denkbar sind hierbei kleinteilige, baufeldbezogene Quartiersgaragen oder baufeldbezogene gemeinschaftlich genutzte Tiefgaragen. Eine Kombination der Parkierungsbauten ist denkbar. Im Hinblick auf die angestrebte Klima- und Erdmassenneutralität und den Flächenverbrauch sind die Parkierungsbauwerke kritisch zu prüfen.Gemeinschaftliche Angebote für eine Rad-Infrastruktur, wie eine Reparaturmöglichkeit und Leihmöglichkeit und Stellflächen für Lastenräder, sind erwünscht. Diese quartiersbezogenen Sharing Angebote können sich im öffentlichen Raum befinden.

Stadtklimatische und energetische Anforderungen

Ziel ist ein durchgrüntes Wohnquartier mit funktionalem und innovativem Städtebau, in dem sich Grünräume und bauliche Dichte durchdringen und ergänzen. Die Entwicklung sollte einen angemessenen Übergang zur Nachbarbebauung nördlich der Hirschbergstraße herstellen und den neuen Siedlungsrand definieren.Ziel war auch die Entwicklung eines möglichst klimaneutralen Quartiers. Es war besonders auf eine verzögerte Ableitung des Regenwassers (Zwischenrückhalt im Quartier) zu achten.
Wegen der anzunehmenden Temperatursteigerungen sollte auf ein verträgliches Klima im Quartier geachtet werden. Anzudenken waren Maßnahmen wie die Reduzierung von Flächenversiegelung, Einbindung von Grünflächen, Pflanzung von Bäumen, Schattenplätze, Farbgebung von Bodenbelägen, Trinkbrunnen, Wasserflächen, Berücksichtigung von Dach- und Fassadenbegrünungen oder Maßnahmen zur Erhöhung der Biodiversität.Definiertes Ziel Balingens ist es, bis zum Jahr 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Mit der Quartiersentwicklung Stapfel wird ein klimaneutrales Quartier angestrebt. Das Wettbewerbsgebiet sollte daher ökologisch orientiert, klimaangepaßt und energie- und ressourcensparend konzipiert werden. Von den Teilnehmenden wurden Vorschläge zu einer effizienten und gleichzeitig flächensparenden Erschließung und Ideen zur Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs oder der Nutzung fossiler Brennstoffe erwartet (z.B. attraktive Fuß- und Radwege, Elektromobilität).Die Gebäude sollten einen Beitrag auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt darstellen, indem sie mit möglichst wenig Ressourcen im Bau und im Betrieb auskommen und die Nachhaltigkeit und die lokale Verfügbarkeit der Ressourcen beachten. Bauform und Ausrichtung sollen zu einer energiesparenden Nutzung beitragen (z.B. Dachformen, günstiges AV-Verhältnis, hohe Wärmedichte). Es sollen Vorschläge gemacht werden, wie die Grundstücke soweit wie möglich energieautark gestaltet werden können. Gesetzlich vorgeschriebene Maßnahmen zur Klimaneutralität sind vorzusehen (z.B. Photovoltaik).

Ergebnis des Wettbewerbs

Die zehn eingereichten Wettbewerbsbeiträge wurden in mehreren Rundgängen durch das Preisgericht auf die vorstehend beschriebenen Anforderungen der Auslobung begutachtet und bewertet. Drei Arbeiten wurde ein Preis zuerkannt eine Arbeit, die sich durch eine besondere Idee auszeichnete erhielt eine Anerkennung.
Die Wettbewerbsarbeiten können in den nachfolgenden PDF-Dateien betrachtet werden. Für die Preisträger sind die Erkenntnisse und Beurteilungen des Preisgerichts ausführlich dargestellt.